Mit der TID von Ingolstadt bis
Wilhering
Die Donauanrainerstaaten |
Die TID ist eine einmal jährlich
stattfindende „Tour International Danubien“ von Ingolstadt
(Deutschland) bis Sf Gheorghe am Schwarzen Meer (Rumänien), mit dem
Ziel, die Donauanrainerstaaten sportlich-freundschaftlich zu
verbinden.
2013 hat die TID zum 58. Mal stattgefunden und ich wollte diesmal dabei sein. Wenigstens ein Stück des ab Ingolstadt noch 2455 km langen Weges dieses völkerverbindenden Stromes bis zu seiner Mündung im Schwarzen Meer.
Es versteht sich von selbst, dass alles
hier Angeführte nur die subjektiven Eindrücke eines Teilnehmers
sind, die keinerlei Anspruch erheben, Geist und Organisation
der TID auch nur annähernd abzubilden. Vielleicht ist dieser Bericht aber für den einen oder anderen Kanuten oder Ruderer eine Entscheidungshilfe, es einmal selbst mit der TID zu versuchen.
Abendstimmung |
Die Anreise
Dankenswerterweise nimmt meine Frau es
auf sich, sowohl mich, als auch meinen Aerius Langeiner Kajak von
Klepper und meine Bootssäcke mit Ausrüstung von Leonding bei Linz,
in Österreich, nach Ingolstadt zu fahren und dann abzuwarten, ob ich
es – wie eine Brieftaube – wieder schaffe, irgendwie nach Hause
zurückzufinden.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen im
Gasthof „Auwaldsee“ setzt sie mich am Zeltplatz des Bootshauses
aus um nach Hause zu eilen, wo am Wochenende eine ganze Latte von
Sommerfesten stattfinden, an denen eigentlich auch ich hätte
teilnehmen sollen.
Erste Eindrücke
Der Tag meiner Anreise ist Freitag. Die
58. TID soll, nach ihrer offiziellen Eröffnung am Samstagabend, Sonntagfrüh losgehen. So habe ich viel Zeit, meine ersten Eindrücke noch
am Trockendock zu sammeln. Das erste, was mir auffällt, ist, dass
die TID zum großen Teil aus „Alten Hasen“, natürlich auch
Häsinnen, besteht, die einander oft schon seit Jahrzehnten kennen.
Manche von ihnen kommen zur Eröffnung nach Ingolstadt, ohne
anschließend mitzufahren, nur um alte Bekanntschaften aufzufrischen.
Manche sind bei der Eröffnung dabei und steigen erst später auf
einer Teilstrecke durch irgend ein südöstliches Land ein. Ich
treffe PaddelkollegInnen, die schon seit mehr als 20 Jahren dabei
sind.
Clubgelände in Ingolstadt |
Ein Ehepaar aus Österreich spricht
mich an und wird damit für mich als TID-Neuling zum sozialen
Brückenkopf in dieser großen Gemeinschaft. Die beiden erzählen mir
von ihren Erfahrungen als Paddler und als langjährige TID-Vertraute.
Um uns seelisch auf die nächsten Tage
vorzubereiten, öffnet der Himmel bereits am Vormittag zeitweilig
seine Schleusen. Gerade als ich meinen Plan, zu Fuß die Innenstadt
zu besuchen, aufgeben will, kommt die Sonne durch. Meine neuen
österreichischen Freunde laden mich ein, mit ihnen den etwa zwei km
weiten Weg in die Stadt zu gehen, was ich gerne annehme. Dort
angekommen, essen wir am Viktualienmarkt unsere Weißwurst mit
Laugengebäck-Brezen und dopen uns für den nächsten Tag mit einem
kleinen Bier. Klein heißt in Bayern ein halber Liter. Um meinen
Begleitern und ihren Freunden, die sie in der Stadt inzwischen
getroffen haben, nicht auf die Nerven zu fallen, bedanke ich mich für
die Begleitung und mache mich alleine auf, die Stadt zu besichtigen.
Es findet gerade ein großes, sympathisches Multikultifest mit
Essen, Tanz und Gesang statt, wo ich bei ein paar der angebotenen
süßen Imbisse nicht widerstehen kann.
Samstagabend ist der Zeltplatz bereits
gerammelt voll und mein auf dem Bootswagen ruhendes Kajak neben
meinem kleinen Zelt ist hoffnungslos zugeparkt. Macht aber nichts,
weil nächsten Tag ohnehin alle miteinander aufbrechen. Neben
sozusagen „normalen“ Booten fallen mir viele Wasserfahrzeuge auf,
deren Kapitäne ein gewisses Bastlertalent offenbaren. Vom selbst mit
LKW-Planenstoff überzogenen Faltbootgerippe bis zur komplizierten
Besegelungen mit Auslegern ist alles dabei. Im Laufe der nächsten
Tage werde ich mit den mehr oder weniger guten Fahreigenschaften der
einzelnen Boote vertraut werden. Es sind übrigens nicht nur Kanuten,
sondern auch Ruderer dabei. Nach der TID ist man ganz sicher Experte
in Boots- und Ausrüstungsfragen fürs Flusswandern.
Marke Eigenbau |
Hauptsächlich wegen der langen Zeit,
die eine Befahrung der ganzen Donau erfordert, und wegen der
langjährigen Teilnahme vieler, liegt der Altersschnitt der TID-ler
relativ hoch und wir alle sind froh um sechs AbiturientInnen aus
Deutschland, die sich heuer den Donauwellen auf Ruderbooten
anvertrauen. Diese jungen Leute und ein Vierjähriger, der mit seiner
Mama ein Teilstück mitfährt, bevor die beiden das Abenteuer dem
Papa alleine überlassen, helfen, den Altersschnitt ein bisschen zu
drücken. Andererseits freue ich mich, mit meinen stark zum Weiß
tendierenden verbliebenen Haaren bei der TID altersmäßig nicht
sonderlich aufzufallen.
Sicherheitsschulung
Um 17 Uhr gibt es eine
Sicherheitsschulung. Ich beneide den Mann nicht um seine Aufgabe, den
mehr als hundert mit allen Wassern gewaschenen Individualisten
grundlegende Sicherheitsfragen zu vermitteln. Er macht das aber
extrem gut und bringt fast alle dazu, auf der Fahrt ihre
Schwimmwesten zu tragen. Ich selber habe das bisher nur gemacht, wenn
es – z. B. bei Schleusungen – unumgängliche Vorschrift war.
Jetzt sehe ich es etwa so wie das Tragen eines Sicherheitsgurts, den
man ja auch hoffentlich nie braucht, der aber ganz nützlich ist,
wenn es mal kracht. Außerdem ist man die Sorge los, wo man das
voluminöse Ding im winzigen Boot verstauen soll. Es gibt Hinweise zu
den grünen Bojen links und den roten rechts, Hinweise auf
Riesenschiffe, die sich lautlos von hinten nähern, Hinweise auf den
mehrere hundert Meter weiten Toten Winkel von Frachtern, was uns
endgültig davon überzeugt, lieber selber zu reagieren als unsere
Sicherheit in die Hände der Steuermänner der großen Schiffe zu
legen. Wir werden mit der frappierenden Eigenschaft von Bojen und
Brückenpfeilern vertraut gemacht, sich bei starker Strömung
wesentlich schneller zu nähern, als man das je vermuten würde und
über sinnvolles Verhalten bei aufziehenden Gewittern. Nicht
uninteressant sind auch Informationen über das, was uns durch den
zurzeit hohen Wasserstand der Donau bei Bootsgassen und
Umtragestellen erwartet.
Nach dieser Schulung kommen noch
Informationen darüber, was sich die deutsche Flussbürokratie, so
alles ausgedacht hat, um die TID-Paddler zu quälen, z. B. Links oder
Rechtsfahrgebote auf bestimmten Flussabschnitten oder Zeitfenster,
die von TID-Fahrern auf Teilstrecken eingehalten werden müssen und
welches Verhalten von uns bei Schleusungen erwartet wird. Lernt man
die Strompolizei bei den abendlichen Empfängen näher kennen, stellt
sich aber heraus, dass das eigentlich ganz nette und umgängliche
Leute sind. Wie schauen lebensfremde Bürokraten eigentlich aus und
wo verstecken sie sich?
Die Organisationsform der TID
Bei meiner Anmeldung zur TID hatte ich
den Eindruck einer zentralen Organisation, was sich bei näherem
Hinsehen als völlig falsch erwies. Meine Anmeldung bei der deutschen
TID, die ich im Internet gefunden hatte, war dadurch zunächst an die
falsche Adresse gerichtet. Hätte ich bei Google statt „tid“
einmal „tid austria“ eingegeben, wäre mir das auf nationale
Verbände gestützte Organigramm früher aufgegangen. So wie ich es
jetzt verstehe, gibt es Landesorganisationen aller
Donauanrainerstaaten, bei denen man sich anmeldet und auch den
Teilnahmebeitrag bezahlt. In jedem Land ist jemand dafür
verantwortlich, die Teilnehmer der TID, die durch dieses Land paddeln
oder rudern, unfallfrei, gesund und wohlgenährt an das donauabwärts
liegende Nachbarland weiterzureichen. Letztere Eigenschaft ist nicht
so ernst zu nehmen, weil manche TID-ler ihre Fahrt auch als
Schlankheitskur anlegen. Trotzdem sorgen viele der Gastgeberklubs der
verschiedenen Länder für üppige Verpflegung an den Abenden, bei
denen es meist auch Empfänge der lokalen Prominenz mit Vorstellung
der Teilnehmernationen und Reden, manchmal sogar Musik, gibt. Die
Gastgeberklubs sind durchwegs sehr bemüht, alles zu tun, um den
TID-Teilnehmern das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Das ist
2013 bei den deutschen Klubs besonders bemerkenswert, weil die
Bootshäuser und Zeltplätze mancher Vereine noch zwei Wochen zuvor
von einem unglaublichen Hochwasser betroffen waren.
Auf der Fahrt selber gibt es für die
Kanuten zwar die selbstverständliche Verpflichtung zur gegenseitigen
Hilfeleistung im Notfall, aber sonst völlige Freiheit für die
Gestaltung der Fahrt von A nach B, sowohl was Abfahrtszeit,
Geschwindigkeit oder Pausen betrifft. Lediglich im Fall von Problemen
oder wenn man es nicht schafft, bis 18 Uhr des jeweiligen Tages am
Zielort anzukommen, ist man verpflichtet, das TID-Telefon, welches
von einem Landesverantwortlichen an den anderen weitergereicht wird,
anzurufen.
Der Start in Ingolstadt zur Fahrt
nach Kelheim
Sonntag Früh regnet es noch ein
bisschen, was heißt, ein nasses Zelt einzupacken. Die Abfahrtszeit
ist für ungefähr neun Uhr vorgesehen. Weil ohnehin nicht alle
gleichzeitig die Abfahrtsrampe benutzen können und weil der frühe
Vogel den Wurm fängt, bin ich bereits um halb neun am Wasser. Es ist
kühl, was durch einen leichten Sprühregen noch verstärkt wird. Es
folgt ein schöner Flussabschnitt mit der Staustufe Vohburg und dem
Höhepunkt des heutigen Tages, dem Donaudurchbruch beim Kloster Weltenburg. Weltenburg ist nicht nur Kloster, sondern auch Brauerei
und Gasthof, was auf mich sehr einladend wirkt. Wie die vielen,
malerisch auf der Schotterbank vor dem Kloster liegenden Kajaks und
Canadier kurze Zeit später zeigen, nicht nur auf mich. Kurz nach mir
landen der ehemalige und der amtierende Österreich-Verantwortliche
der TID und ich gehe mit ihnen in Richtung Gasthof. Dort nehme ich
ein „Dunkles“ sowie eine – sehr empfehlenswerte –
Klosterwurst mit Gemüse und Rahmsauce zu mir. Dabei beginne ich zu
ahnen, dass Paddeln nicht immer in einem Gewichtsverlust münden
muss.
Donaudurchbruch |
Anlanden auf der Schotterbank vor dem Kloster Weltenburg |
Die heutige Fahrt endet nach 45
Tageskilometern nach Einfahrt in den Main-Donau-Kanal an einer
breiten, steilen Grasrampe, zu der wir durch einen Nebenarm, der mit
einem Riesen-TID-Wimpel gekennzeichnet ist, vordringen. Zwei
freundliche Paddelkollegen helfen mir, mein schweres Boot die steile
Wiese hochzuziehen und auf dem Bootswagen zu platzieren. Dann geht es
etwa 400 m in Richtung eines Sportplatzes, auf dem schon die ersten
Zelte stehen. Ich suche mir einen Platz nahe an der Umzäunung aus.
In wenigen Minuten ist das von der Früh noch nasse Zelt aufgestellt
und hat Zeit zum Trocknen. Eine Stunde später habe ich bereits ein
gemütliches, trockenes Zuhause, in dem ich mich wohl fühle. Vom
Zeltplatz aus ist die Befreiungshalle Kelheim zu sehen.
Ankunft in Kelheim |
Befreiungshalle |
Abends gibt es den ab nun täglich
üblichen Empfang des Gastgeberklubs mit Bürgermeister und heute
auch mit Freibier und bayrischen Laugenbrezen. Beim anschließenden
Briefing für das nächste Teilstück lerne ich zwei der von uns
vier, neben der österreichischen Fahrtenleitung, auf dieser
Teilstrecke fahrenden Österreichern kennen. Wir stellen uns
gegenseitig vor und tauschen unsere ersten Eindrücke aus, denn wir
alle drei sind TID-Neulinge.
Montag Kelheim - Regensburg
Nach Morgenmarsch zur Grasrampe und
Einsetzen des Bootes geht es in Richtung der attraktiven Stadt
Regensburg. Heute sind am Fahrplan nur 30 km vorgesehen. Ich freue
mich schon sehr auf die Besichtigung der Stadt, die ich bereits
früher schon mal besucht habe. Auf der Fahrt ist zunächst wegen
einer gesperrten Bootsgasse umzutragen und dann kommt der Stauraum
Bad Abbach mit anschließender Schleusung. Vor der Schleuse legen
einige Boote einen ordentlichen Sprint hin, da sich von hinten ein
Frachtschiff nähert und wir noch mitkommen wollen. Nachdem das
Schiff in der Schleusenkammer ist und wir nur mehr knapp dahinter,
springt die Schleusenampel auf rot. Lange Gesichter und grollende
Gedanken bei uns. Die Kammer bleibt aber offen und nachdem der
Frachter ganz nach vorne gefahren ist, erlöst uns wieder das grüne
Licht, das die Schleuse auch für uns freigibt!
Das anschließende Teilstück nach
Regensburg fahre ich zusammen mit einem meiner beiden
österreichischen Kollegen. Er ist nebenberuflich Imker und ich
erfahre dabei eine Menge über Bienen und die Zunft der Imkerei.
Durch das Gesrpräch wird es zu einer der kurzweiligsten Strecken auf
der ganzen Fahrt!
Nach Ankunft beim Regensburger Kanu-Klub
folgt Zeltaufbau und Marsch in die Stadt. In meinen Eingeweiden
wühlt der Hunger, weil ich heute außer meinem persönlichen
Kraftfutter, zwei getrockneten Feigen und einer Mozartkugel, nichts
gefrühstückt habe und es jetzt bereits früher Nachmittag ist. Mein
Freund und ich werfen daher zunächst nur einen kurzen Blick auf die
Steinerne Brücke und fallen dann gleich in einem italienisches
Restaurant ein, wo wir uns jeder für eine Pizza entscheiden. Als die
beiden geliefert werden, stellt sich heraus, sie sind wagenradgroß
und hängen noch zehn cm über den Rand des Riesentellers. Wir
ersuchen einen zufällig vorbeikommenden Kollegen aus Deutschland,
ein Beweisfoto zu schießen, weil uns das sonst niemand glauben
würde. Dann machen wir uns ans Werk. Trotz meines Hungers schaffe
ich mein Teigstück nicht zur Gänze. Mein Freund lässt sich ein
Viertel des seinen sogar einpacken. Als Frühstück für morgen.
Jetzt ist bei uns wieder freie
gedankliche Kapazität zur Stadtbesichtigung vorhanden.
Komischerweise ist der Magen noch nicht so voll, dass sich nicht auch
noch zwei Eiskugeln hineinzwängen ließen.
Beim Marsch zurück zum Zeltplatz
begegnet uns neben entgegenkommenden Kollegen auch ein saftiger
Regenguss, den wir unter dem Dachvorsprung einer Garage abwettern.
Beim Zeltplatz angekommen, stellt sich
dieser als gerammelt voll dar. Zwischen den Zelten ist kaum noch Gras
sichtbar.
Dicht belegte Zeltstadt |
Was folgt, ist ein heftiger
Gewitterregen, das Briefing für morgen, eine abendliche
Bratwürstelsemmel mit süßem Senf – erstaunlich, was in einen
hineinpasst – und ein SMS nach Hause, bevor der Sandmann kommt.
Dienstag Regensburg – Straubing
Der Dienstag hat's in sich. Das weiß
ich aber in der Früh noch nicht. Nun der Reihe nach. Ich fahre mit
einem meiner österreichischen Freunde um sieben Uhr ab. Schöne
Einsetzstelle beim Klub. Nach eineinhalb Kilometern kommt die
Bootsgasse Regensburg. Sie ist gesperrt. Interessanterweise steht auf
einer Leuchttafel „Wegen Niedrigwasser“, obwohl die Wehrüberläufe
nur so rauschen. Von einer Besichtigung gestern wissen wir, dass die
offiziell gesperrte Gasse fahrbar ist. Keck gleiten wir hinein und
absolvieren sie problemlos, wenn man davon absieht, dass ich, weil
ich zu langsam einfahre, mit dem Paddel nachhelfen muss, um endlich
ins Rutschen zu kommen.
Es folgt die berühmte Steinerne Brücke, bei der wir beim gestrigen Briefing darauf hingewiesen
wurden, keinesfalls das erste Joch, sondern das zweite oder dritte zu
nehmen, um bei der vorliegenden starken Strömung keine
Schwierigkeiten mit den dahinter liegenden Schiffen zu bekommen. Ich
fahre das dritte Joch an und mein Boot wird schön gerade
durchgespült und bei den folgenden Wirbeln nur ein bisschen
gebeutelt. Dann geht es weiter, zunächst an der für Regensburg
namensgebenden Regen-Mündung vorbei und später an der links hoch
oben liegenden Walhalla.
Eine Stunde später spielt sich hinter
uns ein Drama ab, weil ein ausländischer Paddelkollege, der gestern
vielleicht wegen mangelnder Deutschkenntnisse die Warnung vor der
Brücke nicht mitbekommen hat, durch die erste Brückenöffnung fährt
und mit dem Boot unter ein Schiff gezogen wird. Ein Schweizer
Kollege, der vor ihm lag, hilft ihm beim Aufsammeln von Boot, Paddel
und Ausrüstung und berichtet, dass innerhalb von Minuten
Wasserpolizei, Rettung, Feuerwehr und ein Hubschrauber da waren. Gott
sei Dank wurde niemand verletzt. Der betroffene Paddler wurde von der
TID-Leitung lediglich ersucht, diesen Tag auszusetzen, um nicht durch
einen eventuellen Schock gefährdet zu sein.
Wir bewegen uns inzwischen im Stauraum
Geisling und tragen bei der Umsetzanlage etwa 400 m weit um. Bei den
Schützen des dortigen Wehrs läuft das Wasser in solchen Massen
über, dass es bei der Einsetzstelle für unsere Boote noch so kocht,
dass diese beim Einsteigen ordentlich durcheinandergewirbelt werden
und drohen, gegen die Betonwand zu prallen. Wir helfen uns
gegenseitig, indem wir die abfahrenden Boote im Wasser stehend mit
beiden Händen halten. Der oder die Letzte musste den Einstieg
allerdings alleine managen.
Hoher Wasserstand |
Was dann folgt, ist eine lange Strecke
bei Regen bzw. Starkregen. Als es wie aus Kübeln schüttet, nehmen
wir die Ästhetik so eines Wetters auf dem Wasser wahr. Riesentropfen
knallen auf die Wellen und bilden vor uns ein unnachahmliches Muster.
Ich bin, trotz Anoraks, komplett durchnässt. Solange ich mich
bewege, ist mir trotzdem nicht kalt.
Gegen Mittag machen einige von uns eine
Pause in einem Wirtshaus in einem wegen eines Damms vom Fluss aus
kaum wahrnehmbaren Dörfchen. Im Gastraum komme ich drauf, dass ich
unter meinem Anorak immer noch meine Schwimmweste anhabe. Dort
bollert ein Ofen und wir essen „Saure Zipfel“, gekochte, wie
Forelle Blau zubereitete Bratwürste. Offenbar eine bayrische
Spezialität. Gegen die Kälte trinke ich ein Bier.
Noch immer pitschnass steigen wir
wieder in unsere Kajaks und fahren bei unterschiedlich starkem Regen
weiter nach Straubing. Als sich die Donau teilt, halten wir uns
außerhalb der Schifffahrtsrinne rechts, wo wir bald den Straubinger
Kanu-Club erreichen und rechts über eine Stiege zunächst auf eine
Fläche kommen, die wegen des fürchterlichen Regens und der vielen
Paddler mit ihren Booten bereits zerwühlt ist, wie ein
Wildschweingehege. Dann müssen wir mit unseren Booten einen steilen
Damm überwinden, um zum Zeltplatz zu kommen. Bei all diesen
Tätigkeiten werden wir von unerschrockenen TID-MitarbeiterInnen und
Mitgliedern des Straubinger Kanu-Clubs im strömenden Regen
aufopfernd unterstützt. Der Zeltaufbau erfolgt bei Regen. Alles, was
nicht in Bootssäcken verstaut ist, ist nass. Wenn der Regen
vorübergehend aufhört, versuchen alle, bei einem von den tapferen
Straubingern aufgebauten, aus einem Blechfass gefertigten Ofen,
wenigstens einige ihrer Kleider zu trocknen.
Wäschetrockner |
Im Bootshaus, an den
Zäunen, in einer Garage, im Aufenthaltsraum, überall hängen die
nassen Kleider der mehr als 100 Leute unser internationalen Gruppe.
Die Stimmung ist trotzdem gut und ausgelassen. Die Ungarn kochen
Gulasch für uns, Semmeln werden verteilt und wir lassen uns das
bayrische Bier schmecken.
Abends ist Bürgermeisterempfang. Jeder
versucht irgend ein Plätzchen zu finden, wo es nicht hinregnet.
Neben der Nässe wird es nun auch noch relativ kalt.
Mittwoch Ruhetag
Gestern haben wir 55 Kilometer gemacht,
übermorgen sollen es 60 werden und am Freitag 52. Aber heute ist
Ruhetag. Der Regen hat aufgehört, am ganzen Gelände hängt feuchte
Wäsche herum, es wird ein Frühstücksbuffet angeboten und ich
lausche den Erzählungen einiger erfahrener TID-ler. So muss es 1849
beim Gold Rush im Kalifornien zugegangen sein. Nur dass neben
abgehärteten Männern hier auch viele Frauen mitmischen, von denen
man eine Menge über das Leben auf dem Wasser und in der Natur lernen
kann. Aus den Gesprächen entnehme ich viele Tipps, betreffend die
Qualität von Booten und Ausrüstungsgegenständen und einiges über
die Schönheit oder die Befahrbarkeit deutscher Flüsse.
Ein „Alter“ erzählt auch von einem
schweren Unfall viele Jahre zuvor. Im damals noch
tschechoslowakischen Teil der Donau wurde ein Zweierkajak an eine
Boje getrieben, blieb dort hängen und wurde von der dort extrem
starken Strömung unter Wasser gezogen. Einer der beiden Paddler kam
aus dem Boot noch heraus, während der andere nur noch tot geborgen
werden konnte. Es wird auch von einem Kollegen erzählt, der auf der
Fahrt einen Herzinfarkt erlitt und gestorben ist und von vielen
anderen kleineren und größeren Unfällen, die sich im Laufe der Zeit
ereignet haben.
Einige erzählen von den Fahrten durch
das Eiserne Tor, den Strapazen durch die dort häufigen Fallwinde und
der Anstrengung der es manchmal bedarf, gut durch diese Enge zu
kommen. Manche der weit gepaddelten TID-ler erzählen auch vom
serbisch-rumänischen Kraftwerk Djerdap I und seiner beeindruckenden
Doppelschleuse, mit der 30 Meter Höhenunterschied bewältigt werden.
Für 10 Uhr ist heute eine Stadtführung
in Straubing vorgesehen. Ohne viel Vertrauen in die Sinnhaftigkeit
meines Tuns, hänge ich vorher noch einige Kleidungsstücke an einem
Zaun und einer am Zelt befestigten Wäscheleine auf. Ein Blick zum
Himmel zeigt Trübes. Dann marschiere ich zum Treffpunkt und mit der
Gruppe in die Stadt.
Wir gehen in ein Museum mit römischen
Funden, erfahren etwas über die Geschichte der Stadt und die
Agnes-Bernauer Festspiele, die alternierend zur Landshuter Hochzeit
stattfinden und einer Agnes Bernauer gedenken, die im 15. Jahrhundert
eine Beziehung mit Herzog Albrecht III eingegangen war, und weil
diese als nicht standesgemäß galt, von den Mächtigen ihrer Zeit
beiseite geräumt und umgebracht worden ist. Natürlich hat man sie
nicht einfach ermordet, sondern formalrechtlich höchst sauber der
Zauberei (eines Liebeszaubers) angeklagt, verurteilt und erst dann –
wie es dem Recht entsprach – in der Donau ertränkt.
Nach der Führung gehe ich mit meinem
österreichischen Imker-Freund in ein Lokal im Zentrum essen. Dann
geht es zurück zum temporären Heim. Ich hole die inzwischen
trockene Wäsche ein und gehe dann wieder in die Stadt bummeln und
ein paar Fotos schießen. Das Wetter scheint immer besser zu werden!
Abends erfahre ich, dass das Wetter
auch morgen trocken sein soll. Beim Briefing für den nächsten
Paddeltag werden wir über die strengen wasserpolizeilichen Auflagen
für die TID informiert. Wegen der Hochwasserschäden in Winzer wurde
zudem der Zeltplatz verlegt und wir müssen statt der ursprünglich
vorgesehenen 60 km 64 km paddeln. Dafür verkürzt sich die Strecke
am darauffolgenden Tag entsprechend.
Donnerstag Straubing - Winzer
Obwohl ich durch Boote und Zelte
„zugeparkt“ bin, gelingt es mir, weil sich der Zeltplatz langsam
lichtet, einen Weg durch das Labyrinth zu finden und um acht Uhr zu
starten. Ich setze an einem alternativen Platz ein, an dem es eine
schöne Rampe und ein gutes Kehrwasser gibt. Der Weg dort hin ist
zwar etwa einen Kilometer lang, aber er zahlt sich aus. Es folgt eine
ruhige, schöne Fahrt. Wegen des hohen Wasserstandes gibt es leider
fast keine Schotterbänke, die die hier schön mäandernde Donau
sonst so romantisch machen.
Nach 35 km macht die ganze Gruppe in
„Willis Saustall“ Mittagspause. Es gibt Schweinesteak, Salat,
Beilagen und Kuchen.
Bei der Weiterfahrt bemühen wir uns,
die durch die Wasserpolizei verordneten Zeitfenster für die Passage
Isar-Mündung oder die Mühlhamer Schleife einzuhalten und bei den
jeweiligen Strecken auch die gebotene Fahrseite zu benutzen, was
ein Einzelpaddler kaum tun würde, weil er oder sie einfach nach
Vernunft und Hausverstand handelt.
Das letzte Stück auf unserer heute 64
km langen Reise nach Winzer haben wir Sonne! Ganz was Neues! Wir
erreichen einen großen Zeltplatz, dem das vergangene Hochwasser noch
etwas anzusehen ist. Die KollegInnen dort haben sich ordentlich Mühe
gegeben, die TID würdig zu empfangen. Es gibt Kaffee, Kuchen,
Abendessen, Getränke, alles was das Paddlerherz begehrt. Um 18 Uhr
gibt es eine Rede von Bootsclub-Leiter, Bürgermeister, Landrat. Die
teilnehmenden Nationen werden vorgestellt, der Bürgermeister spendet
ein Fass Freibier.
Freitag Winzer - Erlau
Abfahrt um 6.15 Uhr. Bei guter Strömung
kommen wir durch Vilshofen über den Stauraum und das Kraftwerk
Kachlet. Umtragen bei Kachlet, weil mir das Warten auf die Schleusung
zu lange dauern würde. Um 11.45 Uhr fahre ich durch Passau. Laut
Wasserpolizei müssen sich die TID-Wasserfahrzeuge hier links halten,
was durchaus vernünftig ist, weil rechts die vielen in Passau
liegenden Passagierschiffe fahren oder auf dieser Seite starten.
Ursprünglich wollten uns die Behörden hier im Pulk fahren lassen,
aber die deutsche TID-Leitung hat ihnen das dann doch ausreden
können. Die Fahrt durch Passau ist unkompliziert und schön.
Manchmal gibt es durch Schiffe und Kaimauer verursachte hohe
Kreuzwellen, die aber keine wirklichen Probleme machen.
Innmündung |
Nach Passau kommt mir ein Frachtschiff
entgegen, das harmlos aussieht, es für mich aber in sich hat. Ich
fahre am relativ flachen rechten Rand der Donau. Die Kielwelle des
Schiffes ist eng und hoch. Trotzdem kein Problem. Da sehe ich, wie
sich die Welle immer mehr spitz aufbaut und genau vor meinem Bug
bricht. Damit schwappt eine Wassermenge über mein Deck, die durch
den Drei-Zentimeter-Süllrand meines Bootes nicht bewältigbar ist.
Da ich ohne Spritzdecke fahre, kriegt das Boot eine Menge Wasser ab
und ich bin von Kopf bis Fuß durchnässt. An einem Sonnentag stört
so etwas aber nicht weiter.
In Erlau angekommen, sehe ich mit
einigem Entsetzen, dass der Ausstieg mit zwei hohen Stiegen für
schwer bepackte Boote alles andere als ideal ist. Irgendwie und mit
Hilfe zweier herbeigeeilter ungarischer Kollegen gelingt es mir, mein
Faltboot über die mit spitzen Steinen gespickte Hürde und nachher
auf meinen Bootswagen zu bekommen.
Obwohl der Platz riesig ist, gibt es
nur wenige Stellen auf denen mehr Gras zu sehen ist, als getrocknete
Schlammreste. Ich suche mir eine geeignete, baue mein Zelt auf und
mache mich dann daran, mein Boot mit dem Schwamm trocken zu legen.
Bei der Menge, die hereingeschwappt ist, dauert das eine Weile.
Um 17 Uhr gehen wir essen. Es gibt
gebratenes Fleisch, Nudelbeilagen, Salat und Semmeln. Eine Stunde
später, fängt es plötzlich sehr heftig zu regnen an. Der Regen
hält etwa 30 Minuten an und hört dann ebenso plötzlich auf, wie er
begonnen hat. Die Inspektion meines Zeltes ergibt einen innen nassen
Zeltboden. Jetzt bleibt mir zum Schlafen nur der trockene Streifen
meiner 50 cm Thermomatte. Nach einiger Überlegung verbreitere ich
die Trockenzone mit Hilfe der leeren Bootssäcke für Thermomatte,
Zelt und Schlafsack um weitere 20 cm und rette somit meine Nachtruhe.
Samstag Ruhetag
Heute ist wieder Ruhetag. Eine Busfahrt
nach Passau wird angeboten. Die Rückfahrt ist mit öffentlichen
Verkehrsmitteln selbst zu organisieren. Der Zeltplatz ist noch sehr
nass und es gibt viele Wasserlachen.
Passau |
Um 9 Uhr fährt der Bus ab, bringt uns
zunächst auf die Veste Oberhaus, wo wir 20 Minuten lang Fotos schießen
dürfen und dann in die Stadt. In einer lockeren Gruppe, zwei
Deutsche, ein Schweizer und drei Österreicher, besichtigen wir die
Stadt und nehmen etwas underdressed am Schlussteil einer sehr
festlichen Messe mit Bischof und opulentem Orgelspiel teil. Es dürfte sich um eine Priesterweihe oder etwas ähnliches
handeln. Anschließend gehen wir essen. Dann löst sich unsere Gruppe in Einzelpersonen auf, um sich
später in einem Outdoorladen wieder zu treffen, wo wir essenzielle
Teile unserer Ausrüstung ergänzen.
Dann besuchen wir ein
Riesen-Elektronikgeschäft, weil einem von uns eine Kamera fehlt, die
er aber dann doch nicht anschafft und schließlich gehen wir zum
Bahnhof, um unseren Bus nach Erlau zu besteigen. Wahrscheinlich kommt
es nur einmal im Jahr vor, dass der Bus um 15.50 von Passau nach
Erlau wirklich voll ist. Daher muss es für die echten Erlauer ein
Schock sein, als sie unseren Bus betreten. Ein Mädchen schreit nach
dem Einsteigen entsetzt auf: „Was ist das denn für eine
Veranstaltung?!“
Abends gibt es die Abschiedsfeier von
der deutschen TID. In diesem Rahmen führe ich ein Gespräch mit
einem jungen Serben, der gerade sein Studium beendet. Wir unterhalten
uns auf Englisch. Er fährt die TID bis zum Schwarzen Meer. Für die
Zeit nach Abschluss seines Studiums sieht er in seiner Heimat für
sich kaum eine Perspektive und plant daher für eine gewisse Zeit
irgendwo ins Ausland zu gehen, um das Startkapital für ein Geschäft
mit landwirtschaftlichem Hintergrund in Serbien zu verdienen. Den
Auslandsaufenthalt sieht er nicht als solchen als Wert an. Lieber
würde er in seiner Heimat, bei seinen Freunden bleiben. Alles was er
sagt klingt sehr vernünftig. Er hat ganz konkrete Pläne und weiß
genau was er will. Ich denke, er wird seinen Weg machen und nicht zur
„Verlorenen Generation“ seines Landes gehören.
Später lade ich mein Handy mittels
eines geliehenen USB-Ladepacks auf, ein Gerät, das man zu Hause
aufladet, um es später von seinem Handy „aussaugen“ zu lassen.
Sehr praktisch. Der Akku meines Smartphones hat überhaupt nur so
lange gehalten, weil ich es abends immer nur kurz zum Empfangen und
Versenden von SMS verwendet habe. Der Akku meiner wasserdichten
Outdoor-Kamera funktioniert jetzt, nach mehr als einer Woche, immer
noch gut.
Sonntag Erlau – Inzell
Um 8 Uhr bin ich bereit zur Abfahrt.
Jemand hat am Zeltplatz einen alternativen Einstieg entdeckt, mit der
man die für unsere Zwecke schlechte Einsetzstelle des Platzes
umgehen kann. Leider ist diese provisorische und etwas verschlammte
Rampe von einem selbst gebastelten Riesenboot verstellt. Der Besitzer
macht keine Anstalten, in der nächsten Zeit aufzubrechen. Ich
entschließe mich daher um halb neun, einen anderen Einstieg zu
suchen. Ich finde ihn nach einem Marsch mit Boot auf Bootswagen im
Fluss Erlau, nahe der Hauptstraße. Von dort geht es flott zum
Kraftwerk Jochenstein, wo die Umtragestelle gesperrt ist. Wir warten
auf eine Möglichkeit zur Schleusung, die sich mit der Einfahrt des
Personenschiffes „Passau“ ergibt. Nach einem längeren Sprint zur
Schleusenkammer reihen wir uns hinter der Passau ein und ich halte
mich an einer der Schleusenleitern fest. Kurz darauf hängt eine
Traube von fünf Booten an meinem Kajak. Das gleiche Bild ist auch an
anderen Leitern im hinteren Bereich der Schleuse zu sehen, als wir
gemeinsam die Reise nach unten antreten.
Nun beginnt der eigentliche Weg zur
ersten Station in Österreich, nach Inzell. Vorbei geht es am Ort
Engelhartszell, am Stift Engelszell, wir ziehen durch die
Schlögener Schlinge, wo wir eine halbe Stunde lang von einem
heftigen Gegenwind empfangen werden. Durch den Verlauf der Schlinge
hört der Wind aber dann plötzlich auf und wir fahren im hier eher
engen Donautal an der rechten Seite Innzell an, ein winziges
Dörfchen, das fast nur aus zwei Gasthäusern, einem Bio-Bauernhof
und einigen wenigen weiteren Häusern besteht, aber bei Radfahrern
und Wassersportlern sehr bekannt ist und einen guten Ruf genießt.
Inzell |
Die Boote der TID verlassen die Donau
nach 33 Tageskilometern über eine Anlegestelle, die Rampe einer
Längsfähre oder eine ein Stück stromabwärts liegende sehr gute,
flache öffentliche Rampe. Von dort ziehe ich mein Kajak auf dem
Bootswagen zum wunderbaren Zeltplatz des Gasthauses Steindl und
beginne mit dem Aufbau meines temporären Eigenheimes. Dann gibt’s
Bier, ein spätes Mittagessen und nochmals Bier, um die Nieren zu
spülen. In einer lockeren Gruppe besprechen wir die Erfahrungen des
heutigen Tages. Abends gehe ich zum Biobauernhof auf eine Ziegenwurst
mit Ei, Tomate, Vollkornbrot und Birnensaft um dann die heutige
Info-Veranstaltung zu besuchen. Ab jetzt übernimmt die
österreichische TID-Leitung die Verantwortung. Die deutsche
TID-Leitung war echt gut und die österreichische startet gleich mit
einem Highlight, einem kleinen Heftchen, das jeder Teilnehmer und
jede Teilnehmerin bekommt und in dem die gesamte österreichische
Strecke mit allen Kraftwerken, Schleusen und Umtragestellen
verzeichnet ist. Der neue Leiter informiert, so wie es auch die
deutschen getan haben, auf Deutsch und Englisch über die Strecke.
Morgen geht es nach Linz, wo die TID am Zeltplatz des Ruder- und
Kanuvereins „Donau“ von der Magistratskapelle der Stadt Linz
empfangen werden wird.
Montag Inzell – Wilhering
Um sieben Uhr herum starte ich nach
einem Frühstück, das ab sechs Uhr im Gasthaus Steindl angeboten
wird zur für mich letzten Etappe der heurigen TID. Ich weiß noch
nicht, ob ich in Wilhering oder Linz landen werde, weil ich das vom
Zustand der Rampe und des Platzes in Wilhering abhängig mache, der
vor zwei Wochen noch in einer Höhe verschlammt war, die ich mir vor
dem Hochwasser nicht hätte vorstellen können.
Zunächst geht es 20 km zur Schleuse
Aschach, wo um 11 Uhr eine Schleusung für die TID vorgesehen ist.
Weil ich nach einer sehr angenehmen und ruhigen Fahrt zu früh dort
bin, entschließe ich mich auf der rechten Seite eine ewig lange Strecke umzutragen. Bei der Rampe der ehemaligen Strombauleitung setze
ich ein und fahre durch den von der Donau aus gesehen sehr
attraktiven Ort Aschach, mit der langen Reihe seiner vielen bunten
Häuser. Vier Kilometer nach Aschach taucht auf der rechten Seite
die „Brandstatt“ mit ihren beiden Gasthäusern auf. Dort fahre
ich in den vom Hochwasser noch recht verschlammten Hafen ein, wo
nicht immer die nötige „Handbreit Wasser unterm Kiel“ vorhanden
ist. Einmal muss ich aussteigen, um das Boot wieder flott zu
bekommen. Dann gibt es ein gemütliches Mittagessen vor der
Weiterfahrt zum Kraftwerk Ottensheim. Die Strecke ist wegen des
flachen Eferdinger Beckens manchmal ein bisschen eintönig und auch
der Stauraum Ottensheim macht sich früh bemerkbar. Die Schleusung
für die TID ist in Ottensheim um 15 Uhr vorgesehen. Ich bin mit
einigen anderen Booten zu früh dort und wir hoffen, mit einem Schiff
durchgeschleust zu werden. Während unserer Wartezeit werden zwar
große Schiffe geschleust, aber der Schleusenwärter mag anscheinend
keine Kleinboote, denn er lässt – trotz der gesperrten
Umsetzanlage in den Altarm – keine muskelbetriebenen Boote
einfahren. Es scheint ein Fall von Machtdemonstration vorzuliegen,
der nur psychologisch erklärt werden kann.
Um 15 Uhr kommt dann die angekündigte
Schleusung nur für die TID. Die vielen bunten Boote in der großen,
schwarzen Schleusenkammer, sind ein großartiger Anblick.
Nach dem Kraftwerk kommt rechts eine
kleine, erst kürzlich künstlich angelegte Insel. Bei ziemlich hohem
Wellengang saust der gesamte Pulk der TID, der gemeinsam aus der
Schleuse heraus gestartet ist, bei guter Strömung an der Fähre in
Wilhering vorbei. Die auf der Fähre wartenden Menschen werden sich
wundern, was da wohl gerade an ihnen vorbeirauscht. Es ist jedenfalls
kein alltäglicher Anblick.
Gleich nach der Fähre schwinge ich
nach rechts ab, zu einer sehr schönen Rampe in Wilhering. Wenn sie
noch verschlammt sein sollte, fahre ich weiter nach Linz. Sollte sie
offen und sauber sein, ist die TID hier für mich zu Ende. Ich sehe,
die Rampe ist bereits sauber und trocken, und nehme an, das gilt auch
für den Parkrasen darüber. Ich kann mich noch kurz von meinem
österreichischen Imker-Freund verabschieden und lande an.
Wilhering |
Jetzt folgt nur mehr das Zerlegen
meines Faltbootes und das Verstauen der Ausrüstung in zwei großen
IKEA-Tragesäcken. Dann der Anruf bei meiner Frau, mit der Bitte,
mich hier abzuholen. Schließlich sitze ich noch eine Weile auf den
Packsäcken, die eben noch mein Boot waren und denke ein bisschen
wehmütig an die 12 Prozent des Weges zum Schwarzen Meer, die ich nun
mit der TID unterwegs war und an die Freunde, die noch weiterfahren.
Sie ist mir ans Herz gewachsen, die TID.
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Link zur österreichischen TID:
TID Austria
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TID Austria